Selbst
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Mayer, Anna BILD0053

          Robust lebensechte Lyrik eindeutig nach Ellner-ART

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Zur Austellung in Bad Godesberg 2011 war ich der Laudator. Zusammen haben wir ein Buch zur Ausstellung vorbereitet und ausgelegt. Frau Mayer schuf die Holzschnitte, ich verfasste extra ein Gedicht zum jeweils vorgegebenen Bildtitel. Soweit die Gedichte nicht deutlich lesbar sind, sind sie unten gesondert eingestellt.

 

 

 Vorwort gereimt, zu: Gefühle tragen (Nur vorgelesen im Rahmen der Laudatio)

Der Akt

Es ist ja allgemein, der Akt,
Ein Bild des Menschen, immer nackt.
Doch grade dieses scheint zu wecken
Die Kunst in uns. Soll nicht erschrecken
Die prüden Scheinzivilisierten.
...
So ist der Akt an sich das Wahre,
Natürlich, um das Wunderbare
Am Menschen zu ästhetisieren...
Und dem die Sinne fein vibrieren
Der sieht, die Darstellung, als Kunst.

____

______________________________________

Gedichte lt.  Buch

1. Ver-träumte Träume

Oft des Tages schlimme Reste:
Träume, uns’re Seelenbilder...
Doch zieht man daraus das Beste
- Sieht dies Nachtgeschehen milder -
Waren Träume reine Schäume.
...
Nur, wenn Träume manifeste
Tagesbilder werden, bleiben,
Hat der Mensch die Trauerweste
An und kann sich schlimm zerreiben
An der Seele dunkler Schatten...
...
Doch dem, der den Traum als Gabe
Sieht, vom Schmerz sich zu befreien
- Weiß sich nicht als Unglücksrabe
- Braucht nicht mehr das stille Schreien
Dem sind Träume keine Schäume,
???
Sondern sie erweitern Räume...

_______
 

 

2. Sehnsucht nach der Ferne

Sehnsucht – Tagflucht?

 

Kindheitsglückesschwer?

Es  ist lang schon her,

Als  das inn’re Kind

Spielte frei  im Wind...

Kannte Sehnsucht nicht, nach Ferne.

~

Ferne, Weite, Meer?

In die Freiheit schauen

Vor dem Meer, dem blauen?

An dem Strand, dem weißen,

Wenn die Lichter gleißen,

An die Insel denken?

...

Nur, Sucht nach der Ferne

Ob nun Insel, Sterne,

Träumen, suchen, sehnen,

Mal nach diesem, jenem,

Mag ablenken, im Moment.

 

Doch solch’ Inseldenken

Kann Gedanken lenken

Ab, von der realen

Welt der Schrift, der Zahlen,

Von des Alltags Pflichten...

...

Wer sich so ent-setzt,

Sieht im Hier und Jetzt

Eine schwere Bürde,

Übergroße Hürde,

Flieht vor seinem wahren Selbst.

______

 

Preiswert in die Ferne

 

Ob im Sitzen oder Liegen:

- Augen schließen und dann fliegen...

- Einfach in die Ferne träumen.

- Sich erfreu’n an Blumen, Bäumen

- Die Natur als Ganzes sehen

- Über ferne Strände gehen

- In blauen Lagunen baden

- Sich mit Sternengold beladen

- Über allen Wolken schweben

- Bis ins Weltall sich erheben

- Und dann langsam wieder sinken

Lassen, bis die Blumen winken.

Nun hat uns die Erde wieder...

Dann kurz strecken, alle Glieder,

Und dann – zack -  die Augen auf,

Schon nimmt dieses seinen Lauf,

Was wir Alltag nennen,

Durch den wir heut rennen.

Doch durch o.a. Phantasien

Kann man ihm geschickt entfliehen.

Und...es kostet nichts

_____________

 

 

 

 

2

 

3. Entspannt – Ruhepause – Ruhe

„In der Ruhe liegt die Kraft“
Sagt banal der, der geschafft
Ist von seiner Arbeit Mühen,
Und im Ausgleich sich muss ziehen
Aus der Muße neue Stärke,
Um sich frisch zu neuem Werke
Aufzuschwingen, nach der Uhr...
...
Anders die, die ohne Sorgen
Sich entspannen, heute, morgen.
Die sich außerhalb von Enge
Muße gönnen, ohne Zwänge,
Denen kreative Ruhe
Ist beileibe kein Getue...
Scheinen zeitlos, in der Zeit...
...
Gibt es da nun Unterschiede
In Betrachtung? Hie der Müde,
Der des nachts sägt den gerechten
Schlaf der Arbeit, als den echten?
Oder da, der „Müßiggänger“,
Den die Nacht macht bang und bänger,
Schläft doch ein er, oft mit Pulle.
...
Was für eine Frage:
„Faulheit unter Tage“
Führt bei solchen Trägen
Die am Tage sägen
Nachts zum Crash der inn’ren Uhr.
____
 

4. Ausblick

Schauen wir zum Fenster raus,
Sehen wir im Blick nach draußen,
Was geschieht vor unserm Haus.
Und so bringt ein Blick nach außen,
Warnung oder Sicherheit.
...
Warum sollte man nun „aus-„blicken?
Ist dieses Wort - jetzt Scherz beiseite –
Ein Begriff um zu beglücken,
Sich selbst, als „der Blitzgescheite“
Dem gelang ein großer Coup?
...
Ist es Ausblick eines Alten
Der quasi zum End des Lebens
Spürt sein baldiges Erkalten
Und will ohne viel Aufhebens,
Im Ausblick noch resümieren?
...
So ist Ausblick, als Metapher,
Deutungsfähig in der Breite.
Ergo kann als wackrer Schaffer
Der Poet des Hirnes Weite
Filtern nach andrer Bedeutung.
...
Hier mein Ausblick auf die Künste,
Und die Chancen nächster Jahre:
- Allgemeine Panikbrünste!
- Seh’ ich die Kunst schon auf die Bahre
Fall’n, weltweit, nur nicht bei... mir.
___
 

5. Nachdenklich

Nachdenklich vorm Spiegel stehen,
Auf das „Selbst“  in uns zu sehen,
Auf das, was sich uns da bietet,
Was wir nicht sehr gut behütet
Haben, wenn wir ehrlich sind.
...
Nachdenklich mal innehalten,
Das gehört noch zu den alten
Tugenden, als einst entschleunigt
War das Leben, das beschleunigt
Heut ist, und uns macht sehr krank.
...
Nachdenklich sich selbst betrachten
Spüren, dass wir uns verachten,
Wenn wir Dinge uns anschaffen,
Die uns aufschwatzen die Affen
Von der Zaster-raff-Fraktion.
~
Also Mensch der neuen Zeiten
Lass dich nicht vom Teufel reiten,
Dem des „Müssens“ und der „Pflichten“!
Auf Konsum mal zu verzichten,
Nimmt den Druck raus, aus dem Hirn.
_____
 

6. Trennung, Traurigkeit

Tut wer eine weite Reise,
- Eine kurze - heißt das „Trauer“
Doch der Abschied auf die Weise
Ist ja meistens nicht auf Dauer
Trennt man sich so nicht in echt...
...
Abschiedsschmerz ist klare Kante,
Weil die Liebsten wiederkommen,
Sei’n es Partner, ob Verwandte,
Auch, wenn wer da angstbeklommen
Steht am Gleis. Sie kommen wieder.
...
Doch, wenn einst der Baum der Liebe
Wuchs in langer Zeiten Räume,
Und ihm sägt durch Seitenhiebe,
Seitensprünge, schlimme Träume
Ast um Ast wer ab, kommt’s schlimm.
...
Trauer wird das Opfer tragen,
Fehlt ihm doch der Sinn des Lebens.
Aber auch: In Jahr und Tagen,
War der Schmerz dann nicht vergebens,
Heilt die Zeit doch auch das Leid.
...
Trenne dich vom Müll der Zeiten
Der noch liegt auf Deiner Seele
Wirf das raus, was könnt’ bereiten
Kummer, Schmerz, noch und verhehle
Dann nie mehr Dein wahres Selbst!
_________
 

7. Erwartungsvoll

„Erwartungsvoll“ als Bildertitel
Im Akt, lässt einem Grobpoeten
Zunächst nicht allzu große Mittel
- Außerhalb schamvollem Erröten -
Was Frau – nackt - wohl erwarten soll?
...
Doch dann kommen dem sehr versierten
Wortkünstler - ohne großes Schleimen -
Gedanken auf, aus gut trainiertem
Geist, und er sieht sofort auch keimen
Passende Zeilen zu dem Thema:
...
„Erwartungsvoll die junge Dame
Am Strand liegt und dort harrt... der Sonne,
Die just gehemmt wird durch `ne  lahme
Weißgraue Wolke, so die Wonne
Der Rundum-Bräunung nicht erfolgt...
...
Zu allem Überfluß bald Regen
- Das zeigt zwar nicht das Bild des Aktes -
Einsetzt, und also schnell deswegen
Das Fräulein, als ein pudelnacktes,
Den Weg antritt, denn, als sie schlief...
???
- Wir sind in England – ihr ein Thief
Klaute tatsächlich – soll verrotten –
Doch unter’m Kopf weg, die Klamotten..
Das konnte Anna ja nicht wissen,
Die steckten in `nem Taschenkissen...
...
Das hätte sie bestimmt gestochen
Dazu, hätt’ sie’s den Reim gerochen...
Gelle?!
________
 

8. Gestützt

Es hat schon immer was genützt,
Wenn wer sich kurz auf etwas stützt
In dem Fall, dass man droht zu kippen,
Bevor man bricht sich Hals, ob Rippen,
Denn Sicherheit geht nun mal vor...
...
Hier in dem Bild scheint unsre Nackte -
Erkennbar nicht,  warum - dass packte
Sie plötzlich unbändiges Verlangen,
Über den Vorsprung zu gelangen.
Und da komm ich nicht wirklich mit,
???
Denn, wenn das schiefgeht, da... im.... Schritt.
Es werden rasen Schmerz und Pein
Durch unsrer Jungfrau Schamgebein...
Oder... so ... ähnlich.

________
 

9. Reflexion

Die Reflexion ist auch Besinnung,
Ist Nachdenken und Innehalten.
Und jeder von der Psycho-Innung
Weiß, dass der Mensch kann selbst entfalten
Die Heilungskräfte da, in sich...
...
So kann durch Reflexion nach innen
- Besteht ein Anlass für die Seele -
Der Mensch drumrum sehr wohl gewinnen,
Ist er sich nicht nur eine Stele,
Sondern erkennt: Es geht um ihn...
...
Für Reflexion also, als Mittel
Der inn’ren Einkehr alter Schule,
Braucht man nicht einen Doktor-Titel,
Es kann der Hetero, der Schwule
Die Seele heilen, wenn sie’s braucht.
...
Die Reflexion als Innehalten,
Vergleichen, auch Imaginieren,
Kann helfen, überkomm’ne, alte
Vorstellung noch zu betonieren
Oder in Fortschritt umzuwandeln.
_______
 

10. Im Schlaf

Im Schlaf merken wir nichts.
Wir drehen und wir wenden
Uns rücklings, dann gesichts,
Mal seitwärts, bis es enden
Wird morgens, wenn der Tag anbricht....
...
Wer schläft der sündigt nicht...
Außer, man schläft beim Werken
Wer schafft, dem kündigt nicht
Der Boss, er wird den stärken,
Der ohne Schlaf durchmacht, die Woch’
...
Das zu erraten ist nicht schwer:
Wer schon was hat, dem wird gegeben.
Im Schlaf verdient der Millionär
Die nächste, übernächste, eben.
Der Teufel scheißt da auch im Schlaf...
...
Im Schlaf kommen auch unterschwellig,
Dem Genialen, der ist rege
Ideen, die er  selbstgefällig
Versteht als Einfall eigner Wege,
Solch Vollnarziss, der er dann is...
...
Im Schlaf bau’n auf, sich, Geist und Hülle,
Regenerieren viele Zellen.
Dann baut auch ab, drinnen, zur Gülle
Der Darm, was abends ließ aufquellen
Den Magen, recht schön vollgefressen.
______
 

11. Gleichgewicht

Das Gleichgewicht, das Gleichgewicht,
Verliert nicht gerne sein Gesicht.
Denn, wenn es käme aus der Waage,
Wär`es dann wirklich, ohne Frage,
Kein Gleichgewicht qua Wortbedeutung...
...
Im Gleichgewicht sei auch die Seele
Im Gleichgewicht  die Wirbelstele
Weil, wäre alles da chaotisch
Wär’ A. der Geist dann idiotisch
Und B. der Körper würde torkeln...
...
Doch auch das Gleichgewicht der Kräfte
Ist da politisch schon vonnöten,
Denn überstiegen mal die Kräfte
Von einem Land, und’s wollte töten,
Dann geht das heut’ nicht mehr so schnell.
...
Und in Beziehung, die Balance,
Ist unumgänglich, für’s Gelingen
Denn da sieht man schon keine Chance,
Spielt falsch, wer,  schon in kleinen Dingen,
DEN Partner jag man gleich zum Teufel

______
 

12. Verbeugung

Zum Schluss bleibt mir nur die Verbeugung
Vor einer Welt aus Molekülen:
Aus Urknall Vielfalt,  Überzeugung
Unsrer Physik, die da sieht spielen
- Wie ich auch - keinen alten Herrn.
...
Uns so sind wir Teil eines Ganzen,
Wir Menschen, die in vielen Dingen
Natur bös auf dem Kopf rumtanzen,
Versuchen, ihr grob aufzuzwingen
Die Vorstellung von Endlosnutzen...
...
Verbeugen, und in Demut denken,
Auch, dass da ist Talent gegeben
Wem, das er nutzen muss und schenken
- Will er’s mental gesund erleben -
Der Allgemeinheit seine Werke...
____

 

 

 

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